Mittwoch, 21. September 2011

Zum guten Schluss

Hallo Passanten,

mein Selbststabilisierungs-Projekt ist geglückt und damit abgeschlossen.

Hiermit schließe ich diesen Selbstverständigungsblog über das, was mir der Tag so zuträgt.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Eine merkwürdige Geschichte

Da erklärt man der uninteressierten Welt immer wieder, dass sie doch bitte schön, der aufklärenden und klarstellenden Rede über den Zusammenhang von Industrialisierung, Arbeitsplatzabbau und deren Spiegelung in der Arbeitslosenstatistik ein verständiges Ohr leihen möge.
Und was passiert?
Hartz VIer sind schon wieder faule Säcke mit dem falschen Gen –Repertoire, die man dementsprechend zwiebeln müsse.
Was so zwingend evident schien, entlarvt sich sogar als argumentative Intoleranz, die wegen der unhöflichen Ausgeschlossenheit anderer Meinungen gerade noch so am Stalinismusvorwurf vorbeischrammt.

Ein Grund für die Erfolglosigkeit solcher ergebnislosen Streiterei könnte sein, dass zwei auf einander bezogene Ethiken sich in den Haaren liegen, die gar keinen Klärungsbedarf haben.

Etwas anders ist der empörende Zungenschlag einer Theorie, die wissen will, dass es nur unter der Maßgabe einer profitablen Benutzung von Arbeitskräften zur Vergabe von Arbeitsplätzen kommt. Mithin ein reines Ausschluss-, also Gewaltverhältnis vorliegt, in dem eventuelle Ansprüche von soeben als nicht lohnend durchschauten Faulenzern nicht vorgesehen sind.
Übrigens ein Verhältnis, das der demokratische Rechtsstaat mit allen, von ihm geschaffenen Gewaltmitteln gegen seine Interessenvertretenen aufrecht zu erhalten sich verpflichtet hat.

Merkwürdig, auch diese Problemfassung interessiert keinen von denen, die gut daran täten, an ihrem Wissen festzuhalten.


Alte Theologensprüche

Prügle sie mit den Knochen ihrer Ahnen!

Die Tyrannei der ihnen beigebrachten Gewohnheiten gewöhnt sogar an die Gewohnheiten der Macht.

Eure Sklaven der Gewohnheit leiden an Gedächtnisverlust, ihr könnt also ruhig behaupten, sie hätten alles im Griff.
Sobald sie in Gottes Hand sind.

Gut gemeinter Rat
Ein Mensch, der Ideale hat,
der hüte sich, sie zu erreichen!
Sonst wird er eines Tags - anstatt
sich selber - allen andern gleichen.
(Leicht, aber entscheidend verbesserter Erich Kästner)


Hier bin ich am Ende meiner Überlegungen angelangt.

Es scheint mir der Mühe wert gewesen zu sein, nichts anderes mir anders klarzumachen.

Werde jetzt am Mittelmeer sehr lange Strolchen gehen.

„Die Wahrheit ist kein so großes Vergnügen, wenn die Täuschung schöner ist...“ (Gorki)

Dienstag, 8. Februar 2011

„Ich bin davon überzeugt, dass...“

Wenn einer nichts Richtiges weiß („Das ist unsere Überzeugung.“ O – Ton - Merkel), dann kommt er uns mit dem Brustton der Überzeugung.
Dass man den Idioten nicht einfach stehen lässt, und sich Wichtigerem zuwendet, liegt daran, dass ein Politikerwort auch noch dann medial breitgetreten werden muss, wenn das Intelligenteste daran die unverzüglich einsetzenden Interpretationen sind. Wie sollte man denn sonst von der Existenz eines weiteren geistigen Nullereignisses erfahren?

Damit wir uns recht verstehen. Ich halte nichts von der bloggenden Hochnäsigkeit, die Politiker für dumm, und eine - vom Blogger vorgeschlagene, menschenfreundlichere - Alternative zum Beschlossenen für das eigentlich Angesagte herumplärrt.

Das Wesentliche an der Bekräftigung subjektiver Bekehrtheit ist nämlich nicht ihre intellektuelle Erbärmlichkeit, sondern die sich gleich nach dem Komma ankündigende Ansage der objektiven Härten, mit der man gegen die Bevölkerung losziehen werde. Wenn jetzt eine „Wirtschaftsregierung“ angedroht wird, dann – Gnade uns Gott! – wird tatsächlich die Wirtschaft - nunmehr ganz offiziell - ans Regime regiert werden.
Diese ständig besorgten Politiker sind eben keineswegs Menschen wie du und ich, sondern diejenigen, die fest davon überzeugt sind, es uns besorgen zu müssen.

Spazieren gehen in den Trivia

Das Detektiv- /Polizei- Erzählsel schwätzt einem das Bewusstsein auf, menschliches Handeln sei im Grunde lediglich individuelles, selbstgesetzliches Tun.
Dass noch unser scheinbar eigenstes Tun durch kollektive Mächte und Zwänge bestimmt und gelenkt wird, so dass wir uns überhaupt nur noch reflexiv erfahrbar machen können, dass hierzulande Ensembles gesellschaftlicher Verhältnisse herumlaufen, wird feierabendlich, täglich und mehrfach dementiert.

Und so wird uns die Welt behaglich vorsortiert:

- Die Helden: passionierte Rechtshüter und Verbrechensverfolger, Sachwalter der Staatsgewalt, Vollstrecker staatlicher Ordnungsvorstellungen haben abstrichlos verinnerlicht, dass Gewissensinhalte und Rechte identisch zu sein haben.
Eine eventuelle private Neugierde ist die verinnerlichte Dienstvorschrift: Er tut seine Pflicht, die eben in der Gewaltanwendung liegt.

Durch die Ausgestaltung der Figur als einer interessanten Person wird ihre tatsächliche Funktion gelöscht: „Aber er ist doch ein Mensch!“

- Die Feinde: zeichnen sich durch eine natur- oder schicksalhafte, unveränderbare und unfragliche Bösartigkeit aus. Das macht die stattfindende Menschenjagd zu einer Dauerkampagne gegen das Böse, das immer und überall lauert. Gelöscht wird so der Restbestand an Bewusstsein davon, dass in der genüsslichen Abstrafung eine privatistische Verengung gesellschaftlicher Widersprüche vorliegt.

Der Zweck staatlicher Gewalt, die Souveränität freier Verfügung über ALLE vorhanden Interessen, wird durch die Verlagerung des Gewaltproblems in seine Moralisierung geleugnet: Legitime gute Staatsgewalt – Illegitime böser Gewalttäter.

- Die sozio -hygienische Leistung:
Auch wenn ein Polizist „Scheiße“ sagt, bleibt er ein Orientierung setzendes Leitbild durch die guten Gründe, die er dem Sinnbedürfnis an einer übersichtlich geordneten Gut-Böse-Welt ins Heia-Bettchen mitgibt. Bestätigung und Stabilisierung auferlegter Versagungen präsentieren sich als die richtige, weil herrschende Norm. Bestehende Zwänge sind unausweichlich und unveränderbar.

Der ideelle Ehrentitel dafür: Gerechtigkeit, in dem der selbstbewusste Untertan seine Einstellung zur Sache der allgemeinen Gewalt kultiviert.

Montag, 7. Februar 2011

Die Denkmechanismen

des moralischen Bewusstseins
favorisieren – allgemein gesprochen – ideelle Abhängigkeiten aller Art, die sich zu den ohnehin bestehenden, tatsächlichen Abhängigkeiten aufzubürden seien.
Wahlfreiheit besteht da nur darin, welche Sorte man sich da raussucht, nicht jedoch hinsichtlich des OB man denn dazu Lust verspüre, sich auch noch freiwillig ins Joch eines Verhältnisses der Subsumtion gedachter Art begeben wolle.
Man hat es in diesen Bereichen gern mit der Austauschbarkeit von Religion und Ästhetik , überhaupt dem Wahren , Guten und Schönen, bei deren Panierträgern man sich bekennend einzulisten habe, wolle man nicht des geplanten Anschlags auf honette Leute verdächtigt werden.
- Das erste Gebot heißt hier also: du sollst ein Ideal haben, irgendeines und überhaupt.

Nun gut, dächte man, dann wähle ich mir eben ein Ideal von Tomaten und Weiberfleisch, hinter dem lebenslang herzuhetzen sich lohnt.
Nix da! Sagt das dem ersten auf dem Fuße folgende zweite Gebot: du sollst keine fremden Götter neben mir haben, das sind nämlich keine Ideale, sondern Idole.

- Man sieht, der Dekalog wird in Nr. 2 schon wählerisch. Zwar sei die freiwillige Unterwerfung unter ein freihändig entworfenes ideelles Abhängigkeitsverhältnis sehr zu begrüßen, aber da müsse man schwer aufpassen und sortieren. Es gehe schließlich nicht an, dass einer sich ein Ideal der Sinnlichkeit zulege, das sei HÖRIGKEIT.
Obwohl ein solcher Trottel der Sache nach nun wirklich nichts anderes tut, als seine Auffassung eines gelungen gestalteten Abhängigkeitsverhältnisses darzuleben, soll plötzlich etwas daran zu kritteln sein. Weswegen eben ein Casanova erst dann zugelassen ist, wenn er als Don Giovanni zur Hölle fährt.

Es gehe des weiteren nicht an, dass einer sein Schönheitsempfinden radikal ernst nimmt und dies zum Maß ausgestaltet, an dem er sich bewähren will. Das habe mit Ästhetik nichts zu tun, das sei nämlich ÄSTHETIZISMUS.

Und schon gleich gar nicht gehe es an, nicht den offiziellen Staatsreligionen beizutreten, denn dieses wäre SEKTIERERTUM.

Und jetzt aufgepasst!

Die derart Diskriminierten drehen ihrerseits den Spieß ganz einfach um und schimpfen ihrerseits auf die ORTHODOXEN, die KUNSTBANAUSEN und die verhausschweinten Ehekrüppel....

So geht das Hick - Hack munter hin und her, ein Ende ist nicht abzusehen, weil diese Gedankenbewegung nicht auf ein Urteil aus ist, sondern auf VER-URTEILUNG am jeweils selbstgerechten Maß.

Trotz dieser eher beschämenden Beschreibung zweier Brüder gleicher Kappen bleibt bestehen, und ist gar nicht zu übersehen, dass mengenmäßig gesehen die Abweichler doch sehr in der Minderzahl sind, was umgekehrt heißt,
- die Wertangebote im Ideellen haben - so lautet das 3. Gebot - funktional zu sein für die Bewältigung unablässig anfallender Misshelligkeiten der wirklichen Abhängigkeiten in der wirklich existierenden Staatsbürgerwelt.

EXTRA CIVITATEM NULLA SALUS.

Organisierter Egoismus
„Das Familienrudel zieht weiter.“
(Kafka)

Sonntag, 6. Februar 2011

Die Politbloggerkultur

kann man im wesentlichen reduzieren auf folgende Beobachtung, die man schon am Geplauder auf Partys und Stehempfängen hätte machen können:
man berauscht sich an sich selbst, teils aus Eitelkeit, teils aus geselligkeitsfördernder Humorigkeit, seltenst infolge ungeteilter Aufmerksamkeit.

Völlig in Beschlag genommen von dem Wunsch, auf das zu antworten, worauf man überhaupt nicht gehört hat, verfolgt man seinen eigenen Gedankengang und setzt den auseinander, ohne die doch gelegentlich auftauchende Begründung und Intention des anderen zur Kenntnis zu nehmen.

Das ist deswegen so eine Art Naturgesetz der Geselligkeit, weil die Angabe von irgendwelchen Gründen und das Setzen von Zwecken gar nicht Sache des Untertans ist. Sein vagierendes Abrücken vom ihm mitgeteilten Gehört- sich darf man getrost als ein ungeziemendes Gehört – sich - nicht überhören.

Es wird niemanden überraschen, dass genau diese merkwürdige Unzuständigkeit von mentalen Zuständen den Gipfel der kritisierenden Aufmüpfigkeit darstellt, der zufolge die Lage mal wieder was ist?
Sie ist kritisch.
Und wirklich in Grund und Boden kritisiert gehört sich eigentlich nur das Wetter: „Für die Jahreszeit viel zu...“

Der Untertan
verschwendet seine Lebenszeit damit, auch ja alles richtig zu machen.
So kommt er nicht dazu, das Richtige zu tun.

Die Alles – richtig – Macher
sind der Ansicht, man dürfe nur ja keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Sie überschätzen sich gewaltig. Niemand von denen, die auch nichts anderes vorhaben, schenkt ihnen jemals auch nur das flaueste Interesse.

In einem Punkt haben sie natürlich recht: auf das Standbild des ANONYMEN KRITIKERS werden wir wohl vergeblich warten.

Ich danke Ihnen für Ihre so geschickt vorgetäuschte Aufmerksamkeit.

“Government of the people

and by the people sets a single standard for all who hold power."(„Regierung des Volkes d u r c h das Volk setzt einen einmaligen Maßstab für alle Machtausübung.“ Obama)

Dass der Obama, dieser Barak ohne Mu, so was sagen darf?

Aber vielleicht heißt ja einmalig hier, dass das eine derartig einmalige Angelegenheit ist, dass sie einmal war und damit hat sich’s, unwiederholbar, einzigartig wie ideale Standards nun mal sind?
Oder vielleicht hat er auch gemeint, dass da ein unverheirateter (einschläfriger, ungeschützter, in splendid isolation Vereinzelter), halt ein typischer Single herumkrakehlt?

Es widert den Moralisten in mir einfach an, die amerikanische Außenpolitik (das einzige unangefochtene Ressort amerikanischer Präsidenten!) von heute auf morgen ganz neue Gewissensinhalte wiederentdecken zu sehen.

Weswegen vorsichtshalber das politische Urteil in mir hässlich rumort: Und die milliardenschwere Militärhilfe und finanzielle Unterstützung von zigMilliardenschweren Stabilitätsgaranten hat ab sofort weltweit zu unterbleiben?
Sie war seit Obamas Kairoer Rede keineswegs unterblieben.

Paradies
Ihn belustigendes Sinnprojekt des von seiner Herrschaft Enttäuschten, den, von seinen Mitmenschen nichts zu erwarten, sie ihn eindrücklich und nachhaltig gelehrt hat.

Familienroman
Erwerbsbiographien einer ethisch verwalteten Bedarfsgemeinschaft von Endverbrauchern.

Wer die Familie
als den Kern einer natürlichen Gemeinschaft herumerzählt, hält sich eine schlechte Meinung von der Natur.

Macht
ist das schwarze Schaf, das Schande über die vor Verantwortung geschwollene Familienherde bringt.

Freitag, 4. Februar 2011

Alternative Sonntagsreden

Die größte Schlaubergerei des moralischen Denkens ist: „Wo soll das alles noch hinführen?“

An diesem Satz ist gut ablesbar, dass vom Inhalt des „Das“ schon längst nicht mehr die Rede ist, sondern nur noch seine offenbar abscheuliche Seite thematisiert wird.

Was das selbe ist wie das Bedenkenträgerische: „So klein hat das damals angefangen.“
Fällt da eigentlich keinem auf, dass es verdammt spät sein muss, wenn man sich gegenseitig zu moralischer Aufrüstung anhalten muss?

Das unverschämteste an dieser Denke ist, dass sie sich selber als freies Denken, Freidenkerei, anpreist. Es gibt nichts, was tiefer unter seinem Gegenstand gebeugt und gebunden seufzte, als der Verzicht der moralischen Denkmechanismen auf das freie Gegenübertreten von Geist und Gegenstand.
Wo sich der moralische Idealismus als Denkhindernis aufführt, muß man ihm halt böse sein.

Die Gewinne und Boni gehen rauf und die Ausgaben für die Aufrechterhaltung des Betriebs gehen mitten im Kapitalismus einfach so runter?
Die Flexibilität geht mitten im schönsten Kapitalismus rauf und die Kompensationen dafür – mir nichts, dir alles - runter?
Das organisierte Krisenmanagement tut seinen Veranstaltern gut, der Humanismus und die Menschenwürde dagegen liegen mitten im schönsten Kapitalismus, den wir je hatten, siech darnieder?

Ja, was denn sonst?

Donnerstag, 3. Februar 2011

Im selben Atemzug

Das triviale Sich-Einfinden im Sich-Einfügen weigert sich zu glauben, dass die Demokratie, die seinem Leib weh tut, und die andere, die es im Kopf hat, ein und das selbe sind.

Das erklärt, warum die Leute dergleichen wollen. Und warum Idealismuskritik, so sehr sie richtig sein mag, zu nichts führt.

Die Selbstverpflichtung der demokratisch angeleiteten Staatsbürger auf die allgemeine Gewalt entspricht nämlich ihrem freien Dürfen – Wollen seit der staatlichen Implementierung der Idee bürgerlicher Freiheit.
Die gewollte Existenz einer von ihrem Willen getrennten Gewalt zieht freilich im selben Atemzug den Willen zur freiwilligen Nötigung nach sich.
Die Beschränkungen zu wollen, ist ein Angebot an den freien Willen, die Bedingungen seines Erfolgs gutheißen zu müssen.
A world of opportunities für Opportunisten.

Im leicht fasslichen Alltagsdeutsch, also nicht in seiner unverständlichen analytischen Fassung: Demokratie hat Möglichkeiten. Da läuft so einiges.

Über die Trennung des Einen (harte Durchführungsbestimmungen) vom Anderen (mein Stück vom Kuchen) erhält sich die freie Meinung am buntscheckigen Leben: ihre Vermissungen und die gesetzten Daten der Gewaltgeschichte bedürfen einander wie die leere Denkfigur der Wechselwirkung.

Wenn dann letztendlich der planetarische Pakt zur Selbstauslöschung, in dem die Gefolgsleute der Meinung sich nur zu gern verfangen, ihr vernünftiges Interesse an Selbsterhaltung konterkariert, dann ist das nicht gegenstandsjenseitige Irrationalität. Der Aberglaube wird schon mit der rücksichtslosen Entfaltung subjektiver Vernunft im selben Atemzug hervorgebracht.

Im Sozialkundebuch der Massai
wird ihnen erzählt, dass ihre höchste Gottheit verkündet habe, ihnen gehörten alle Rinder der Welt.
Mit diesem Anspruch wird ein afrikanischer benachbarter Bauer nicht gut leben können. Kommt da so ein Massai daher und meint: „Hey Kumpel, alles, was du hast, ist deins, alles was da als Rindvieh unter der Sonne herumläuft, ist allerdings meins, den Rest kannst du behalten." Ja, da schaut so einer!
Mir ist diese Sorte Mythos sehr gut bekannt als jüdisch-christliche Tradition.
In unserem Kulturkreis "schaut" keiner über solche Herangehensweise an die Dinge dieser Welt über den Eigentumsmythos. Sagten die Pilgerväter und andere Europäer nicht ebenso, als sie bei den Indianern anlandeten: das Land gehört euch, nur das, welches Nichtchristen gehört, ist unseres?

Ich weiß eigentlich gar nicht so recht, warum mir jetzt die israelischen Siedler nicht einfallen dürfen.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Schwarzer Humor

I' ve no time to tell you how
I came to be a killer.
But you should know, as time will show,
That I'm society's pillar.”


Jack the Ripper, der berüchtigte Prostituiertenmörder sandte diese und andere Verse seinerzeit an eine Londoner Zeitung.

Er stellt sich dem erstaunten Leser als eine wahre Stütze der Gesellschaft vor, als geradezu unabdingbares Element der herrschenden Ordnung. Der von jedem gewusste Begriff des serienmäßigen Mordes ist hier durchgestrichen und ersetzt durch die Zuerkennung eines Werts gesamtgesellschaftlicher Nützlichkeit.

Und dieses Selbstbewusstsein hat sogar etwas für sich.
Angesichts der Lebensbedingungen im viktorianischen London von Leuten, die nie darauf gekommen wären, sich die selber auszusuchen (Massenarbeitslosigkeit, Elend der über 80 000 Huren in London und verantwortungsvolle Interessenwahrnehmung der anderen Stützen des Gesellschaft), erweist Jack seiner Herrschaft tatsächlich einen Dienst, wenn er das längst gefällte Urteil der Herrschaft über die Unbrauchbarkeit größerer Teile der abhängigen Klasse lediglich vollstreckt, sich also als Henker um die Exekution von Überflüssigen verdient macht, um eine Hinrichtung, die in der Bestreitung jeglicher materiellen Lebensgrundlage durch den Staat bereits ausgesprochen ist.

Eines der Mädchen aus dem East End brachte das viktorianische Paradies auf seine schlüssige Formel. Als man ihm riet, die Arbeit auf der Straße für eine Weile aufzugeben, damit sie nicht dem Ripper in die Hände fiele: „Soll er doch kommen. Für eine wie mich – je früher, desto besser.“
Sogar das Opfer sieht darin auf makabre Weise noch ein Werk der Barmherzigkeit, wenn das Urteil, das über ihre Unbrauchbarkeit bei der Reichtumsschöpfung gefällt wurde, auch endlich vollstreckt wird.
Die Interpretation des Mordes, der dem Staat, dem nun leider die Hände gebunden sind, hilfreich zur Hand geht, geschieht nach dem Mechanismus des schwarzen Humors unter der üblichen Berufung darauf, dass der Staat und seine Exekutive selbstverständlich nicht mordet, wenn sie über eine Anzahl von Untertanen befinden, sie zähle zu den unnützen Fressern.

Als höchste moralische Berufungsinstanz kommt diese Staatsfrömmigkeit implizit auch in der nächsten Strophe daher:

"I' m not a butcher
I'm not a Yid
Nor yet a foreign skipper,
But I'm your own light-hearted friend
Yours truly,
Jack the Ripper."


Völlig gerechtfertigt und besten Gewissens (light-hearted) steht der Freund und Parteigänger seiner Nation schön da.
Die eigentlichen Schädlinge((Juden und das ausländische Kapital der „foreign skipper“) sind nämlich ganz wo anders zu suchen.
Die Wahrheit über den Ripper ist, dass er um der höchsten Instanz seiner nationalistischen Moral willen ausspricht, was der Nationalstaat beständig praktiziert , und Hilfestellung leistet beim Aufräumen, wo nicht gründlich genug verfahren werden konnte.

Das Ekelhafte daran: der normale moderne Staatsbürger wird sein hier vorgeführtes eignes Denken keineswegs als das mechanische Produkt dieser Denkfigur durchschauen wollen.

Winkelreformertum
Ein Profitsystem, das in sich alle Mittel seiner Selbstheilung enthielte, hätte damit bewiesen, dass es nie eines war.

Gebildeter Analphabetismus
Des Lesens - aus Gründen der Charakterfestigkeit - Unkundige sind zwar im Besitz dieser Kulturtechnik. Schauen aber doch lieber nach, ob da auch steht, was da stehen sollte.

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